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Jüdisches Leben
AVIVA-BERLIN.de 3/3/5785 -
Beitrag vom 02.12.2008
Chanukkah 5775
Sarah Ross
Am 24. Kislev 5775 (16. Dezember 2014) beginnt das jüdische Lichterfest. Acht Tage lang erinnert das Fest an den Sieg der Makkabäer und die Wiedereinweihung des zweiten Tempels in Jerusalem.
Das jüdische Lichterfest Chanukkah (hebräisch "Einweihung") hat seinen Ursprung in einer Revolution gegen die Assimilierung und Unterdrückung der jüdischen Religion – dem großen Aufstand der Makkabäer gegen die seleukidische Fremdherrschaft unter König Antiochos IV. Epiphanes. Neben dem Gedenken an den Kulturkampf gegen den Hellenismus erinnert Chanukkah aber vor allem auch an die Wiedereinweihung des Tempels in Jerusalem.
Auch wenn der historische Hintergrund des Chanukkah-Festes teilweise kritisch zu betrachten ist, so ist folgende Geschichte überliefert:
Mit der Ausbreitung des Herrschaftsbereiches Alexander des Großen bis nach Syrien, Ägypten und Palästina wurde auch die Kultur Hellas´ nach Asien gebracht. Zwar gewährte der makedonische König den Menschen dort, weiterhin ihre Religion auszuüben und bis zu einem gewissen Grad autonom zu bleiben, jedoch konnte der Assimilationsprozess auf längere Sicht nicht aufgehalten werden: So übernahmen viele Juden die hellenistische Kultur, adoptierten die Sprache, Gebräuche und Kleidung der Griechen. Nach Alexanders Tod im Jahr 323 v. Z. und der Auflösung seines Reiches wurde Israel zunächst von den Ptolemäern aus Ägypten regiert, die dann rund 100 Jahre später von den syrischen Seleukiden abgelöst wurden.
Unter dem seleukidischen König Antiochos IV. Epiphanes spitzte sich der Kampf der Kulturen immer mehr zu: Als im Jahr 168 v.Z. durch sein Religionsedikt der Jerusalemer Tempel Zeus geweiht und den Juden die Anbetung des griechischen Gottes aufgezwungen wurde, wurde Israel bis ins innerste Wesen erschüttert. Unter der Führung von Mattatias, vom Priesterstamm der Hasmonäer, formierte sich die konservative Partei der Chassidim (die Frommen) bald zu einer tausendköpfigen Armee, die sich dem Kampf gegen den Hellenismus und der Verteidigung des alten Judentums der Gesetze und der Überlieferung verpflichtet hatte. Dies war der Beginn des Makkabäer-Aufstandes. Nach Mattatias´ Tod (167 v. Z.) führte sein Sohn Juda ha-Makkabi den Kampf fort.
Am 25. Kislev 164 v. Z. eroberte Juda ha-Makkabi mit seiner Armee Jerusalem. Er vertrieb die Syrer, reinigte den entweihten Tempel, entfernte den heidnischen Altar und brachte auf einem neuen Altar wieder Brandopfer dar. An diesem Tag waren genau vier Jahre vergangen, seit Antiochos das Heiligtum besetzt und es in einen Schrein für den heidnischen Zeus verwandelt hatte.
In Verbindung mit der Wiedereinweihung des Jerusalem Tempels berichtet der Talmud folgendes Wunder: Sobald der Tempel gereinigt war, kam der Augenblick, das ewige Licht (Menorah) anzuzünden. Von allen noch vorhandenen Krügen mit Weihöl war aber nur noch eines übrig, das rituell rein war. Obwohl dieses Öl eigentlich nur mehr noch für einen Tag ausreichend war, brannte es - wie durch ein Wunder - für insgesamt acht Tage. So blieb genügend Zeit, um neues geweihtes Öl für die Menorah zuzubereiten. Zur Erinnerung wurde Chanukkah - das achttägige Weihefest - für immer eingeführt.
Da das Chanukkah-Fest, das v. a. an das Wunder und nicht an den militärischen Sieg der Makkabäer erinnert, in keiner jüdischen Schrift erwähnt wird, ist es nur von untergeordneter religiöser Bedeutung. Seine Geschichte geht auf die Bücher der Makkabäer zurück, die nicht zur heiligen Schrift gezählt werden.
Chanukkah ist heute ein beliebtes Familienfest. Die einzige Mitzwa besteht darin, jeden Tag - unmittelbar nach Anbruch der Dunkelheit - ein weiteres Licht des achtarmigen Chanukkah-Leuchters anzuzünden. Auch Frauen sind zum Anzünden der Lichter verpflichtet, nachdem jeweils eine Beracha (Segen, siehe www.jewfaq.org/prayer/chanukah.htm) für die Lichter und für das Wunder gesprochen wurde. Im Gegensatz zur Menorah, dem siebenarmigen Leuchter, hat die Chanukkiah tatsächlich jedoch neun Arme oder Lichthalter. Der mittlere Arm wird als Schamasch (hebr. Diener) bezeichnet. Nur mit diesem dürfen die anderen Kerzen angezündet werden.
Man feiert das jüdische Lichterfest im Kreise der Familie und mit FreundInnen. Auch Gemeindefeiern sind üblich. Chanukkah ist ein freudiges und ausgelassenes Fest, an dem die Kinder Geschenke und Süßigkeiten bekommen, man in Öl gebackene Speisen wie Sufganiyyot (Krapfen) oder Latkes (Kartoffelpuffer) isst, die Chanukkahgeschichte erzählt, spezielle Lieder singt und das bekannte Dreidelspiel spielt.
Das typische Spiel der jüdischen Kinder zu Chanukka wird Trendel, oder auch Dreidel genannt. Trendel, hebräisch Swiwon, bedeutet soviel wie Kreisel. Der Trendel jedoch ist kein gewöhnlicher Kreisel, denn seine vier Seiten tragen die hebräischen Buchstaben Nun, Gimel, He und Schin - die Anfangsbuchstaben des Satzes "Nes gadol haja scham" ("Ein großes Wunder hat sich da unten ereignet"). Nach der Gründung Israels wurde das Schin oft durch ein Pe (für "po" = hier) ersetzt, sodass die moderne Version des Satzes lautet: "Hier (in Israel) hat sich ein großes Wunder ereignet".
Aufgrund seiner zeitlichen Nähe zum christlichen Weihnachtsfest ist es über die Jahrhunderte hinweg zur Übernahme einiger Festbräuche gekommen. So wundert es nicht, wenn man dieser Tage mit auch einem freudigen "Happy Weihnukkah" gegrüßt wird.
Das AVIVA-Berlin-Team wünscht allen LeserInnen schöne Feiertage, Chag Urim!
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Chanukkah in Berlin
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